Zugvogel-Sitzung – in Richtung eines Adaptiven Managements der Wandernden Wasservögel

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Im Rahmen der 64. Generalversammlung in Montreux hat der Internationale Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd eine Sitzung den Zugvögeln gewidmet, mit dem Ziel, die Herausforderungen und Entwicklungen im Management der wandernden Wasservögel zu diskutieren. Die internationale Experten Shane MAHONEY (CIC Kanada), Evgeny SYROECHKOVSKIY (Gesamtrussisches Institut für die Erhaltung der Natur), Alexandre CZAJKOWSKI (Europäisches Institut für das Management von Wildvögeln und ihrer Lebensräume, OMPO), Giovanni BANA (Delegationsleiter, CIC Italien) und David SCALLAN (FACE) nahmen am Gespräch teil und bildeten die Diskussionsrunde.

Management der steigenden Gänsepopulationen in Europa: Herausforderungen und Chancen für Jäger – aus der Sicht Russlands

Evgeny SYROECHKOVSKIY

 Evgeny Syroechkovskiy erklärte in seiner Präsentation, dass die wachsenden Gänsepopulationen im Allgemeinen sehr gute Neuigkeiten sowohl für Jäger als auch Vogelschützer darstellten. Gute Ressourcen für die nachhaltige Nutzung, Erholung der wichtigen Vogelschutzrichtlinie und viel Vergnügen für Vogelbeobachter und andere Naturfreunde. Dies ist ein großartiger Erfolg des Naturschutzes in Europa und alle Segmente der Gesellschaft haben ihren Beitrag geleistet. So auch die europäischen Jägergemeinschaft, die den Argumenten des Artenschutzes zugehört haben und sich jahrzehntelang darin eingeschränkt haben, Gänse außerhalb der Brutgebiete zu schießen. Somit ist die Erholung der Gänsebestände auch ein Erfolg der Jäger. Die Erholung ist ein Ergebnis der sicheren Nicht-Brutgebiete in Westeuropa und guten Brutgelegenheiten im Norden Russlands. Jetzt gibt es mehr Gelegenheiten zum Jagen, aber auch eine Herausforderung: allen zu zeigen, dass das Jagen zu einem effizienten Werkzeug für das Management der Gänsepopulationen werden und als Hilfsmittel der Erhaltung dienen könnte. Die Plattform zum Gänsemanagement unter AEWA bietet große Chancen, aber Jagdgemeinden in Westeuropa sollten viel in dieses investieren und eine aktive Rolle spielen. Es sollte geplant werden, wie lokale Konflikte mit Landwirtschaft, Flughäfen usw. gelöst werden und wie die Gänseressourcen ins weitere Europa verteilt werden, so dass sie weniger geballt sind. Dies wird den Druck auf die Landwirtschaft verringern und mehr Gelegenheiten für die Jagd bieten. Könnte ein Jagdtourist, der kommt, um auf den Feldern eines Bauern in den Niederlanden Gänse zu schießen, die Lösung sein? Es ist etwas schwierig, dies von Russland aus einzuschätzen, aber klar ist, dass das Töten von Gänsen mit Gas eine furchtbare Lösung ist. Der Überreichtum an Gänsen bringt eine neue Dimension zur Diskussion über die Frühlingsjagd. Es scheint, dass die Frühlingsjagd das einzige wirksame Managementwerkzeug sein könnte, welches fähig wäre, die Nonnengans davon abzuhalten, ähnlich wie die Schneegans in Amerika ernsthaft überreichlich zu werden. Ist die Frühlingsjagd ein Tabu oder ein mögliches Managementhilfsmittel? Dies sollte auf der Gänseplattform diskutiert werden. Die Gänsepopulationen im westlichen Europa wachsen in den letzten Jahrzehnten, obwohl in Russland noch immer eine Frühlingsjagd stattfindet. Diese kann sie nicht wirklich begrenzen. Für das Management der zu zahlreichen Gänse in Europa ist eine internationale Kooperation von entscheidender Bedeutung und die Rolle Russlands, wo die meisten Gänse brüten, könnte sehr groß sein. Das einzige rechtlich bindende Instrument hierfür könnte AEWA unter CMS sein. Leider weigert sich die russische Regierung seit Jahrzehnten, dies zu unterzeichnen, und die Hauptkraft, welche das russische Ministerium für Naturressourcen und Ökologie davon abhält, AEWA zu unterzeichnen, ist die russische Jägergemeinde. Wichtige russische Jägerorganisationen sind aggressiv gegen AEWA, da sie die Mythen glauben, dass AEWA nur das Jagen in Russland immer weiter einschränken würde und alles zum Vorteil der EU im Gegensatz zu Russland managen würde. Bis jetzt wurden alle Argumente russischer Wasservogelbiologen über die positive Wirkung der internationalen Zusammenarbeit für die Bewirtschaftung der Zugvögel ignoriert. Der CIC ist die einzige internationale Organisation von Jägern, die eine beträchtliche russische Delegation hat und über einen Weg verfügt, um mit den Führenden der russischen Jagdgemeinde zu kommunizieren. Der CIC könnte also potenziell zu dem Instrument werden, durch das europäische Jäger russische Jäger davon überzeugen, die Blockade der Unterzeichnung von AEWA zu beenden und so zur Kooperation beizutragen und international zusammen für die nachhaltige Nutzung der Wasservögelressourcen zu arbeiten.

Eine Europäische Management-Plattform für Gänse (EMGP) des AEWA zur Bewirtschaftung überreichlicher Arten: der Fall der Grauganspopulation in Nordwesteuropa

 ALEXANDRE CZAJKOWSKI

Der alle drei Jahre innerhalb des AEWA-Rahmenwerks überprüfte Erhaltungsstatus der Wasservögelpopulationen zeigt große Unterschiede in der Populationsdynamik einzelner Arten. Einige sinken, während sich andere so schnell erhöhen, dass sie beträchtliche landwirtschaftliche Schäden verursachen, das Überleben anderer Arten beeinträchtigen oder sogar eine Bedrohung für Menschen (Gesundheitsrisiken oder Flugsicherheit) darstellen. Diese gegensätzlichen Trends sind am häufigsten das Ergebnis der Fähigkeit der Arten, sich an menschliche Aktivitäten anzupassen, aber stammen auch von den zu ihrem Schutz eingesetzten Maßnahmen, insbesondere in Westeuropa. Die Anwendung des adaptiven Fangmanagements unter dem Internationalen Artenmanagementplan des AEWA für die Swalbard-Population der Kurzschnabelgans stellt für das Management der Wasservögel in Europa einen großen Schritt nach vorne dar. Inspiriert vom nordamerikanischen Modell, basiert es auf das jährliche Monitoring der Populationsgröße und deren Bejagung und dem Dialoge zwischen allen Interesseneignern (Behörden, Biologen, Jägern, Bauern, Naturschützern), was sowohl einen günstigen Erhaltungsstatus als auch die Nachhaltigkeit der Jagd garantiert.

Angesichts des bemerkenswerten Erfolgs dieses Plans haben die Vertragsstaaten zu AEWA dazu aufgerufen, dieses Modell für andere Arten zu entwickeln. Die neuen „Richtlinien über die nachhaltige Jagd von wandernden Wasservögeln”, die von der 6. AEWA Vertragsstaatenkonferenz  (Bonn, November 2015) verabschiedet wurden, heben den notwendigen Zugwegsansatz für Wasservögel hervor, der ein Teil eines sozio-ökologischen Systems ist. Die europäische Management-Plattform für Gänse wurde vom 11. bis 12. Mai in Paris genehmigt. Dieses Instrument vereint die offiziellen Vertreter und Wissenschaftler aus den betroffenen Arealstaaten unter dem Vorsitz von AEWA. Sie würde auf die Populationsdaten der Gänsepopulationen und die von der Universität Aarhus (Dänemark) zusammengefassten Jagdstatistiken aufbauen. Die Plattform trat zum ersten Mal im Dezember 2016 in Kristianstad, Schweden, zusammen und beschloss die Einführung von Managementplänen für die Nonnen-und Grauganspopulation in Nordwesteuropa. Ein zweites Treffen wird vom 15. bis 16. Juni 2017 in Kopenhagen (Dänemark) stattfinden. Die internationale adaptive Bewirtschaftung dieser Gänse wird durch eine „Internationale AEWA-Arbeitsgruppe” koordiniert und geleitet werden, welche die Länder, die EU und die Interesseneigner (Nichtregierungsorganisationen, Jäger, Bauern, usw.) zusammenbringt. Der Entwurf des internationalen Gänsemanagementplans wird im Juni 2017 beginnen, so dass dieses Dokument bei der 7. AEWA-Vertragsstaatenkonferenz im November 2018 zur Genehmigung eingereicht werden kann. Er wird 2019 als international koordinierte und den sozioökonomischen und ökologischen Herausforderungen, die diese Population in Europa darstellt, angepasste adaptive Bewirtschaftung in Kraft treten.

DIE AUSWIRKUNGEN EINER AUSSERGEWÖHNLICHEN KÄLTEWELLE IN SÜDEUROPA IM WINTER 2016 – 2017 AUF DIE VÖGEL

Giovanni BANA

Herr Bana beschrieb die Konsequenzen einer außergewöhnlichen Kältewelle in Südeuropa im Jahr 2017 für Vögel. Diese betraf Länder mit durchschnittlichen Wintertemperaturen von +5/7°C. Im Januar wurden in Süditalien Temperaturen von -10 bis -12° C gemessen, die nachts sogar auf -14° C sanken und von Frost und Schnee begleitet waren. Die Auswirkungen wurden durch den Wind noch verstärkt. Unter solchen Bedingungen schreibt das Gesetz das Aussetzen des Jagens vor.

H5N8 Hochpathogene Vogelgrippe (HPAI) bei Wildvögeln: Welche Rolle haben die Jäger?

DAVID SCALLAN

Die jüngste Ausbreitung des H5N8 hochpathogenen Vogelgrippenvirus (HPAI) hat zu Mortalitäts- und Erhaltungsproblemen für Wildvögel geführt. Es wurden verschiedene Ansätze als Reaktion auf die Ausbrüche der Vogelgrippe in Europa vorgeschlagen, einschließlich Einschränkungen der Jagd. Obwohl nicht bewiesen ist, dass das Jagen zur Ausbreitung der Krankheit beiträgt, diskutiert dieser Beitrag mit Bezugnahme auf Fälle in den Niederlanden und Bulgarien, welche Auswirkungen die Vogelgrippe auf das Jagen in Europa 2016/17 hatte. Er schließt mit einer Reihe von Empfehlungen, wie Jäger sowie FACE und CIC auf die Herausforderung einer Vogelgrippe in der Zukunft reagieren sollten.

 

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